Die Unendlichkeit der Heiligkeit Gottes und Dreifaltigkeit

■ Wahrscheinlich hat jeder Erwachsene in seinem Leben schon einmal eine nennenswerte Ungerechtigkeit erfahren. Entweder hat man selbst oder jemand aus der eigenen Familie und dem Freundeskreis in einem nicht unbeträchtlichen Maß eine solche ungerechte Behandlung erlebt, die einen zutiefst betroffen hat. Man leidet dann sehr stark (mit) und schüttelt den Kopf über so viel Unrecht.
Dann aber widerfährt dem betroffenen Menschen auf eine unerwartete Weise Gerechtigkeit, und zwar von einer Seite oder in einem solchen Umfang, wie man sich dies nicht in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Man staunt völlig ergriffen und die eigene Seele ruft gläubig aus: Wie groß bist Du, o Herr! Denn es ist einem nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen, dass man das betreffende Problem eben so hätte lösen können, wie es dann tatsächlich gekommen ist.
Einem gläubigen Christen, der im Leben grundsätzlich sein Knie vor Gott beugt, wird bewusst, dass z.B. gerade auch die Gerechtigkeit Gottes sowohl in ihrem Umfang als auch in der inhaltlichen Intensität viel weiter geht, als man es gerade hat konkret erfahren können. Ja, sie muss in dieser Hinsicht grundsätzlich das Maß dessen übersteigen, was und wie es der Mensch wegen der Eingeschränktheit seiner menschlichen Natur überhaupt verstehen und begreifen kann!
Eine analoge Schlussfolgerung zieht man, wenn man auf irgendeine außergewöhnliche Art und Weise die Liebe Gottes erfährt. Man hat irgendein großes Problem und weiß da weder ein noch aus. Man befindet sich wie in einer Zwickmühle. Aber dann wird einem durch die Vorsehung Gottes – entweder durch äußere Ereignisse oder einen anderen Menschen - so viel an Güte geschenkt, dass man gänzlich überrascht ist, weil man damit absolut nicht gerechnet hat. Man ist wiederum über die betreffende Wohltat Gottes ergriffen und zutiefst dankbar, man fällt auf die Knie und singt ein Loblied auf die Liebe, Güte und Heiligkeit Gottes!
Die geistige Stärke der Liebe, Güte und Heiligkeit Gottes gehen aber ebenso bei weitem über das hinaus, was wir Menschen überhaupt erfahren können. Denn wegen des Eingeschränkt-Seins unserer Sinne und insgesamt der menschlichen Natur hier auf Erden sind wir grundsätzlich nicht in der Lage, den ganzen unendlichen Reichtum der Liebe Gottes insofern zu verinnerlichen, dass wir da an irgendein Ende kommen würden.
Oder wenn ein Mensch nennenswerte Schuld auf sich geladen haben sollte. Ob die betreffende Sünde nun wegen der eigenen banalen sittlichen Schwäche begangen wurde oder aufgrund einer an einen von außen herangetretenen Versuchung oder vielleicht sogar einer bewussten Provokation seitens anderer Menschen „geboren“ wurde – man bereut die eigene Untat in Gedanken, Worten oder Werken abgrundtief und voll Scham darüber.
Dann aber wird einem durch Gott oder/und die Menschen wirklich Vergebung zuteil! Da fehlen dann einem wirklich reuigen Sünder meistens die Worte, um wenigstens halbwegs adäquat auszudrücken, was ein solcher Mensch erlebt und empfindet. Gerade am Beispiel der bekannten Sünder, die wie z.B. der hl. Augustinus in die Kirchengeschichte eingegangen sind, kann man sehen, wie sie danach ihr Leben lang nicht aufhören konnten, die Gnade und Barmherzigkeit Gottes anzubeten und zu verherrlichen, die ihnen ihre Sünden vergeben hat.
Übersehen wir aber bei allen diesen Erkenntnissen und Emotionen wiederum nicht, dass die Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes unsere sämtliche individuelle wie kollektive menschliche Vorstellungskraft auf eine solche Weise übersteigt, dass wir nicht einmal annähernd eine Ahnung davon haben, wie unendlich reich und sittlich schön sie sind! Die menschliche Natur erlaubt uns, lediglich einen Bruchteil dieses ewig-unendlichen göttlichen Reichtums zu erkennen. Tatsächlich aber „hat kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, kein Menschenherz sich je gedacht, was Gott denen bereitet, die Ihn lieben“ (1 Kor 2,9).
■ Wir können hier auf Erden Gott nicht in dem Umfang begegnen, wie Er wirklich ist. Sollte dies aber in hypothetischer Weise passieren, würden wir im Nu wie trockenes Stroh im heißen Sommer an der unendlich starken „Flamme“ der Gerechtigkeit, Liebe, Barmherzigkeit und der sämtlichen anderen Eigenschaften Gottes verglühen. Denn kein Mensch kann die Unendlichkeit und Ewigkeit Gottes ertragen und aushalten. Die Heilige Schrift spricht davon, dass wir dann sofort sterben würden.
Wir können zwar Gott wirklich erkennen und müssen da nicht notwendigerweise einem Irrtum unterliegen. Denn in unserer Ebenbildlichkeit Gottes, in welcher wir erschaffen worden sind, wissen wir grundsätzlich, was moralisch gut und was böse ist, was richtig und was falsch ist, was eine gute Tat und was eine Sünde ist. Aber wir sind nicht in der Lage, die ganze Unendlichkeit des Wesens Gottes insofern zu begreifen, dass wir sie gewissermaßen ausschöpfen und somit wenigstens irgendwie annähernd an ein Ende kommen könnten!
Dieses spezifisch-fundamentale Element des christlichen Gottesbildes spiegelt sich dann auch entsprechend in der Lehre der katholischen Kirche über das ewige Leben wider. Bereits auf Erden erhalten die treuen Jünger Jesu den erlösenden Anteil an der lebenspendenden Gnade und beseligenden Liebe Christi, welcher ja die Frucht des Heilwirkens Jesu darstellt. Mit dem durch den Tod erfolgenden Wegfall der irdischen Schranken setzt sich dann in der Ewigkeit dieser beseligende Austausch der Liebe zwischen Gott und Seinem Geschöpf, welches Ihm treu gedient hat, auf eine viel intensivere Weise fort!
Weil aber Gott unendlich ist in allen Seinen Eigenschaften, kann die menschliche Seele in alle Ewigkeit nie an ein Ende des betreffenden beglückenden Bewunderns und aufrichtigen Anbetens Gottes kommen. Die ganze Ewigkeit reicht nicht aus, um auch nur annähernd an eine Grenze der hingebungsvollen Freude in Gott zu gelangen – deren Intensität kann auf Seiten der geretteten Menschen höchstens immer nur weiter zunehmen!
Das im Paradies geltende Maß der aufrichtigsten Verherrlichung der Liebe, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Langmut, des Allwissens und sämtlicher anderer Eigenschaften Gottes besteht in der betreffenden (und ausschließlich positiv zu verstehenden) Maßlosigkeit. Zumal wir da bei der betreffenden Aktivität des „Sanctus“ (vgl. Is 6,1-4) niemals auch nur andeutend irgendeine Langweile geschweige denn einen Frust empfinden werden!
■ Jesus Christus hat sich selbst theologisch als von Seinem himmlischen Vater gesandt bzw. als die Offenbarung des Vaters vorgestellt. Dabei stützte Er sich wesentlich auf den vorhin beleuchteten Grundsatz von der Ewigkeit und unendlichen Vollkommenheit Gottes im Himmel: „Alles ist Mir von meinem Vater übergeben. Niemand kennt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will.“ (Mt 11,27.) Im Prolog des Johannes-Evangeliums wird dieser Sachverhalt folgendermaßen formuliert: „Durch Jesus Christus kam die Gnade und die Wahrheit. Niemand hat Gott je gesehen. Der Eingeborene, der Gott ist, der da ruht am Herzen des Vaters, Er hat Kunde gebracht.“ (Joh 1,17f.)
Darauf gründet dann gerade die fundamentale christliche Lehre von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, welche ja auf der einen Seite spezifisch und essentiell für das Christentum ist und auf der anderen Seite so viel Unverständnis und Ablehnung seitens der Juden und Moslems als den Anhängern der zwei anderen monotheistischen Religionen hervorruft. Man sagt ja da, die Christen würden drei Götter anbeten.
Aber auch sie müssten doch ehrlichen Herzens zugeben, dass wir Gott in Seiner unendlichen Fülle weder verstehen noch verkraften könnten! Er ist von der Intensität her immer viel mehr, ja unendlich mehr als wir von Ihm hier auf Erden wahrnehmen können. Also muss Er sich von der Sprache bzw. von der Art und Weise her, in welchen Er sich nämlich an uns wendet, gewissermaßen an uns anpassen, damit wir Ihn wegen unserer menschlichen Begrenztheit des Verstandes und der Sinne überhaupt verstehen können. Mit anderen Worten: Gott muss sich „vermenschlichen“, unsere grundsätzliche geistige Art der Kommunikation annehmen (ob diese nun mittels der gedanklichen Inspiration, der Worte oder Taten geschieht), um für uns überhaupt verständlich zu werden!
Indem aber die katholische Kirche zusammen mit dem gesamten Neuen Testament von der Dreifaltigkeit Gottes spricht, weist sie gerade darauf hin, dass der Vater im Himmel sowohl dem Wesen als auch dem unendlichen Reichtum der Eigenschaften nach unvergleichlich reicher und intensiver ist als sogar die kollektive menschliche Fähigkeit über alle Jahrtausende hindurch in der Lage ist, Ihn wahrzunehmen. „Er allein besitzt Unsterblichkeit und wohnt im unzugänglichen Licht. Ihn hat kein Mensch gesehen, noch vermag er Ihn zu sehen.“ (1 Tim 6,16.)
So hat sich der Vater logischerweise schon im Alten Testament in Seinem Sohn geoffenbart und zu den Vätern gesprochen. „Ich will euch, Brüder, nicht im Unklaren lassen: Unsere Väter waren alle unter der Wolke, alle zogen durch das Meer, und alle wurden in der Wolke und im Meer auf Moses getauft. Alle aßen dieselbe geistige Speise, und alle tranken denselben geistigen Trank. Sie tranken nämlich aus einem geistigen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels war Christus.“ (1 Kor 10,1-4.)
Mit der Empfängnis und der Geburt Jesu im Stall zu Bethlehem hat dieser Prozess der Menschwerdung Gottes dann seinen Höhepunkt erreicht. „Philippus sagte zu Ihm: ‚Herr, zeige uns den Vater! Das genügt uns.‘ Jesus erwiderte ihm: ‚Solange schon bin Ich bei euch, und du kennst mich noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen. Wie kannst du nur sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass Ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die Ich zu euch rede, sage Ich nicht aus mir selbst; der Vater, der in mir bleibt, vollbringt die Werke. Glaubt mir, dass Ich im Vater bin und der Vater in mir ist.‘“ (Joh 14,8-11.)
Aus diesen Worten Jesu ergibt sich, dass Er auf der einen Seite wesensgleich mit dem Vater ist und auf der anderen Seite im vollen Umfang Mensch geworden ist (die Sünde ausgenommen, die ja nicht zum Wesen des Menschen an sich gehört!). Als wahrer Mensch hat Er sich dann auch mit der menschlichen Schuld identifizieren können und an unserer Statt am eigenen Leib den Fluch der Sünde gesühnt und uns somit die Erlösung bereitet!
Jesus stellt fest: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30.) Zwar sind Vater und Sohn eines göttlichen Wesens, aber Jesus spricht da doch von der Verschiedenheit der beiden Personen. Darauf stützt sich die katholische Kirche bei der Lehre von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Gott in Seiner Ewigkeit und Vollkommenheit hat sich schon bei der Offenbarung an die Menschen im Alten Bund „vermenschlicht“ und ist dann im Neuen Bund in Jesus Christus schlussendlich voll und ganz Mensch geworden, aber Gott geblieben.
■ Nach dem Vollzug Seines Heilswirkens ist Jesus in den Himmel aufgefahren, hat aber Seiner Kirche für die Zeit danach den Heiligen Geist versprochen, den „Geist der Wahrheit“: “Wenn ihr mich liebt, so haltet die Gebote. Dann will Ich den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit. Ihn kann die Welt nicht empfangen, weil sie Ihn nicht sieht und Ihn nicht kennt. Ihr jedoch, kennt Ihn: denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Joh 14,15-17.)
Die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes mit dem Vater und dem Sohn kommt in diesen Worten Jesu ganz schön zum Ausdruck: „Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird Er euch in alle Wahrheit einführen. Denn Er wird nicht aus sich reden, sondern alles, was Er hört, wird Er reden, und was zukünftig ist, euch verkünden. Er wird mich verherrlichen; denn Er wird aus dem Meinigen nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum habe Ich gesagt: Er nimmt von dem Meinigen und wird es euch verkünden.“ (Joh 15,12-15.)
Gott im Himmel, der Vater, ist die ewige unendliche Liebe und befindet sich im für uns Menschen unzugänglichen Licht Seiner Glorie. Um sich aber des sittlich gefallenen und in Sünden verstrickten Menschen anzunehmen, kommt Er uns entgegen und erscheint somit in Zeit und Raum, uns Seinen heiligen Willen kundtuend. In Seinem Eingeborenen Sohn Jesus Christus nimmt Er sogar gänzlich Menschengestalt an und vollzieht an unserer Statt das Heilswerk am Kreuz. Indem Er also stellvertretend Sühne für unsere Sünden leistet, bietet Er uns die Gnade der Erlösung an und öffnet für uns die Pforten des Paradieses, des himmlischen Vaterhauses. Jeder, der Sein Jünger wird (durch Glauben und Taufe), erhält dann auch tatsächlich Anteil am ewigen Leben in Jesus Christus!
Nach der Himmelfahrt Christi schickt Er Seiner Kirche den Heiligen Geist, damit wir mit Hilfe dieses Geistes Gottes die uns sonst fesselnde irdische Kruste des menschlichen Denkens abwerfen, um dann immer besser den Willen Gottes zu verstehen und zu befolgen und uns somit aus dem irdischen Tränental immer weiter zum geistigen Berg Gottes zu erheben! So „wird Er euch in alle Wahrheit einführen“!
Der Heilige Geist ist als die Dritte Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit die in uns einwohnende Gnade und Gegenwart Gottes, Gott in uns, der uns auf den Wegen hier unten vorsehend führt und jeweils weiter heiligt. Durch unsere Mitwirkung mit den Sieben Gaben des Heiligen Geistes sollen wir also in der Liebe Gottes wachsen und so mit Ihm immer mehr eins werden. Denn Gott ist ja eben unendlich gütig, heilig, gerecht, barmherzig - den unendliches Reichtum Seines Wesens werden wir ja niemals ausschöpfen können!
Dieses göttliche Geheimnis des Dreieinen Gottes werden wir hier auf Erden niemals voll und ganz begreifen können. Zwar verstehen wir es, wie es für den menschlichen Geist in seiner Begrenztheit möglich ist. Aber die ganze Tiefe dieses höchsten göttlichen Mysteriums ist und bleibt für uns dennoch unzugänglich.
Aber eine ernsthafte Bemühung im geistlichen Leben ermöglicht uns dennoch die teilweise gnadenhafte Weitung unserer menschlichen Grenzen und Einschränkungen des Geistes, da ja die Natur immer nur durch das Einlassen der Übernatur eine Art geistiger Verklärung erfahren kann. Zeichnen sich ja die Heiligen gerade dadurch aus, dass sie sich ein solches Maß des Einwohnens Gottes flehentlich erbeten und in sittlicher Hinsicht erkämpft haben, dass sie durch ihr ganzes Wesen und Benehmen gewissermaßen den Geist Gottes ausstrahlen und dann auch solche tiefen Erkenntnisse gewinnen, die einem viel zu irdisch gesinnten Menschen nie zugänglich werden!
■ Oben sind wir ja schon auf das christliche Verständnis der Freuden des Paradieses, des ewigen Lebens in und mit Gott, zu sprechen gekommen. Wenn ein Jünger Jesu Ihn in der Ewigkeit trifft, wird er immer mehr und immer weiter des geistigen Reichtums Gottes teilhaftig.
Es ist Freude, es ist Licht, es ist Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, was die Heiligen da nämlich erfahren. Der Mensch kommt da zu seiner eigentlichen Bestimmung und höchsten Berufung, die in ihn hineingelegt worden ist bei der Schöpfung. Und dies alles wird nie ein Ende nehmen für die geretteten Seelen!
Die Engel und Heiligen beten Gott im Himmel nicht deswegen voll Inbrunst des Herzens an, weil sie dazu etwa gezwungen würden, sondern weil es ein echtes Verlangen und ein innerster Drang ihrer Seele ist. Dabei können und wollen sie nicht innehalten oder gar aufhören mit dieser Anbetung des ewigen, heiligen und unsterblichen Gottes.
Wenn wir aber diese christliche Sicht der himmlischen Freuden mit den betreffenden Ansichten der beiden anderen monotheistischen Religionen, des Judentums und des Islam, vergleichen, so wird uns bei ihnen eine ganze Menge an entscheidenden Unterschieden auffallen, welche keinesfalls etwa nur zufällig sind, sondern sogar direkt auch mit deren Leugnung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zusammenhängen.
Zwar enthält das Judentum in den Büchern des Alten Testamentes einige wertvolle Hinweise auf die Heiligkeit und somit sittliche Schönheit und Vollkommenheit Gottes. So können wir im Buch des Propheten Isaias insbesondere gerade von seiner Vision lesen, in welcher er die Engel im Himmel den unaufhörlichen Dreimal-Heilig-Gesang singen sah (vgl. Is 6,1-4).
Aber dennoch ist im historischen Judentum die Lehre vom ewigen Leben nicht so richtig ausgeprägt. Sie haben sich u.a. so sehr auf ihre Ausnahmestellung unter allen Völkern konzentriert (in tragischer Verkennung der eigentlichen Bedeutung dieser Berufung durch Gott), dass für sie die weltliche Macht und Herrschaft über andere Völker sehr stark die geistigen Elemente ihrer göttlichen Sendung überdeckte.
Die Erlösung Israels bestand für sehr viele im erhofften Sieg über die heidnischen Volker, die die Juden ja so oft militärisch bedrängten oder sie dann in der Gestalt des Römischen Imperiums besetzten. In der Besiegung der eigenen irdischen Feinde und der darauffolgenden weltlich-militärischen Herrschaft des eigenen Volkes und Landes sah man das eigentliche Eingreifen und entscheidende Wirken Gottes. Sollte ja der ersehnte Messias in erster Linie das Land von äußeren Feinden befreien.
Wie stark und weit diese Vorstellung da verbreitet war, sehen wir auch am Beispiel der Apostel, die Jesus noch kurz vor Seiner Himmelfahrt die Frage stellten: „Herr, richtest Du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder auf?“ (Apg 1,6.) Wenn aber sogar die Apostel, die so viele Taten Jesu miterleben und so viele Seiner Worte hören durften, zu diesem Zeitpunkt noch so stark in diesem irdischen Machtdenken verstrickt waren, um wieviel mehr dann erst die anderen Juden.
Mangels einer klaren Vorstellung über das ewige Leben und die Freuden des Paradieses sieht man da das Fortleben eines Juden hauptsächlich in der hier auf Erden gezeugten Nachkommenschaft. Entsprechend spielt dann auch das diesseitsorientierte bzw. finanzielle Wohlergehen eine große Rolle bei der Frage nach dem Segen Gottes.
„Das koranische Paradies ist von seiner Natur her sinnlich, und verspricht muslimischen Männern üppige Jungfrauen. … Es sind uns auch Details angegeben der physischen Attribute, die Männer erhalten, um 72 Jungfrauen standzuhalten, namentlich immer-erigierende penise, die nie erschlaffen und die sexuelle Kraft, um 100 zu befriedigen. Obwohl es heißt, dass sie ‚große Belohnungen‘ erhalten werden, und es auch hasan Hadithen gibt, welche von 72 Jungfrauen als eine der ‚sieben Segnungen von Allah‘ an die Märtyrer sprechen, so spricht doch der Koran nicht davon, dass diese Jungfrauen eine Belohnung für Jihadisten/Märtyrer sind, sondern dass sie jedem muslimischen Mann zustehen, der ins Paradies eintritt.“ (wikiislam.net)
Mit anderen Worten: Das islamische Paradies ist ein echtes Bordell und dessen oberster Betreiber ein lustgieriger Zuhälter! Primitivere Vorstellungen über die Freuden des Paradieses kann man wohl kaum konstruieren.
■ Einer der Grundfehler der Gottesvorstellung im Judentum und Islam besteht gerade darin, dass sie Gott nicht als ewige und absolute Liebe sehen, die in sich unendlich schön und unbegreiflich reich ist! Somit fassen Juden und Moslems „Gott“ auf eine weitestgehend irdisch-menschliche Weise auf und sprechen „ihm“ rein irdische Eigenschaften zu, wenn „er“ schon seine Treuen lediglich mit Macht, Geld und Lust entlohnen sollte. „Gott“ an sich sei für sie nur das, was der Mensch sich in seiner Sündhaftigkeit darunter vorstellen kann. Darüber hinaus nichts mehr. Daher sind da als Folge auch solche kaum ausgeprägte bis primitiv-plumpe Vorstellungen über das ewige Leben anzutreffen, welche ja ebenfalls entsprechende Rückschlüsse auf die irdisch-sündhafte Mentalität der betreffenden „Gottheiten“ ziehen lassen.
Nur Gott selbst in Seiner unendlichen Vollkommenheit und Liebe kann uns in Sein Geheimnis einführen und uns so auch das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit verstehen und das Heilswirken Christi wertschätzen lassen. Gott will die Menschen der Sünde entreißen und an Seiner Liebe teilnehmen lassen: „Er hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und in das Reich Seines geliebten Sohnes versetzt. In Ihm haben wir die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. In Ihm ist alles erschaffen im Himmel und auf Erden… Alles ist durch Ihn und für Ihn erschaffen. Er steht an der Spitze des Alls. Das All hat in Ihm seinen Bestand.“ (Kol 1,13-17.)
Deutlicher bzw. eindrucksstärker lässt sich wohl kaum der innere Zusammenhang zwischen der Lehre von der Trinität Gottes auf der einen und dem Werk der Erlösung Christi auf der anderen Seite formulieren. Gott in Seiner ewigen Vollkommenheit und sittlichen Unendlichkeit, Gott als absolute Liebe, offenbart sich in Seinem Sohn den Menschen konkret in Zeit und Raum, um ihnen Seinen heiligen Willen kundzutun und sie durch Sein stellvertretendes Liebesopfer am Kreuz von der Sünde zu befreien. Dieses neue und ewige Leben soll hier auf Erden in unseren Herzen durch den Gnadenbeistand des Heiligen Geistes stets wachsen und zunehmen und sich dann für die treuen Jünger Jesu in der Ewigkeit auf eine viel intensivere Weise fortsetzen, wobei die beseligende Freude in der Liebe Gottes ohne Ende sein wird!

P. Eugen Rissling

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